Es lohnt sich, Menschen zur Beteiligung zu animieren
Die Kooperationsveranstaltung von Erzbischöflichem Ordinariat, Erzbischöflichem Seelsorgeamt, Institut für pastorale Bildung und Diözesan-Caritasverband beleuchtete in sieben Online-Workshops unterschiedlichste Perspektiven zum Thema Beteiligung.
In ihrem Eröffnungsbeitrag betonte Claudine Nierth, Bundessprecherin des Vereins "Mehr Demokratie", die zentrale Bedeutung von Beteiligung für eine lebendige Demokratie. Insbesondere für grundlegende Entscheidungen hält sie Bürgerräte, eine Versammlung von Bürgerinnen und Bürgern, die per Zufallsprinzip ausgewählt werden und den Querschnitt der Bevölkerung abbilden sollen, für ein wichtiges Element zur Ergänzung der institutionalisierten Entscheidungsgremien. Gefragt zu sein, wahrgenommen und ernstgenommen zu werden, sind wichtige Elemente für die Förderung von Engagement.
Kinder- und Jugendbeteiligung
Udo Wenzl berichtete in der zweiten Session von den Bedingungen und Erkenntnissen, die er bei der Gestaltung und Begleitung von Kinder- und Jugendbeteiligung in kommunalen Entwicklungsprozessen gewonnen hat. Auch hier gilt: Kinder und Jugendliche haben wesentliches beizutragen und setzen sich ein, wenn sie gefragt und ernstgenommen werden.
Im dritten Workshop berichtete Verena Baader aus dem Seniorenbüro der Stadt Offenburg über die Möglichkeiten, die sich durch Bürgergenossenschaften bieten, die sich die kommunale Nahversorgung zum Ziel gesetzt haben. In ihrer Präsentation stellte sie die zentralen Faktoren dar, die für die Übernahme der Nahvorsorge durch bürgerschaftliche Initiativen wesentlich sind.
Verbandsentwicklung beim Schwarzwaldverein
Nach dem Blick in die politische und bürgerschaftliche Praxis von Beteiligung folgte dann die Perspektive aus Vereinssicht. Der vierte Workshop widmete sich dem Verbandsentwicklungsprozess des Schwarzwaldvereins (SWV). Mirko Bastian, Geschäftsführer des SWV, stellte diesen Prozess und die Herausforderungen dar, die sich für einen Traditionsverein mit vielen Mitgliedern ergeben, wenn aus dem Prozess eine neue Verbandsidentität werden soll, die von den Mitgliedern mitgetragen wird.
Mit Daniel Gramespacher, Vorstandsvorsitzender der Stadtmusik Lörrach, führte Christine Feld im fünften Workshop ein Interview, in dem es unter anderem um die Bewältigung der Corona-Einschränkungen für einen Kulturverein ging, der das Haus der Stadtmusik betreibt. Hier wurde der Frage nachgegangen, wie es gelingen kann, Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen.
Digitale Beteiligungsmöglichkeiten
Ganz praktisch wurde es im sechsten Workshop: Nicole Henkenius, Bildungsreferentin beim KSJ-Diözesanverband, führte den Teilnehmenden vor Augen, mit welchen digitalen Instrumenten in der Jugendverbandsarbeit Beteiligungsmöglichkeiten eröffnet werden. Diese Möglichkeiten wurden nicht nur vorgestellt, sondern teilweise auch erprobt.
In der abschließenden siebten Session spannte Professor Stephan A. Jansen einen großen Bogen zum Thema Digitalisierung auf. Er wies darauf hin, dass Aufmerksamkeit geboten ist bei technologischen Entwicklungen und der kritische Blick darauf, welche Konsequenzen sich auf das gesellschaftliche und soziale Miteinander ergeben, wenn in zunehmendem Maße die Algorithmen und Programmlogiken im Hintergrund von Anwendungen für Entscheidungen verantwortlich werden. Er formulierte insbesondere an die Adresse von Kirche und Caritas die Aufforderung, sich aktiv und kritisch gestaltend einzubringen.
Zufriedene Teilnehmer*innen und Veranstalter*innen
Teilnehmer*innen und Veranstalter*innen zeigten sich am Ende dieser Veranstaltungsreihe hoch zufrieden mit dem Verlauf und vor allem damit, dass schon frühzeitig entschieden wurde, auf ein digitales Angebot umzustellen - angesichts der aktuellen Entwicklung der Infektionszahlen wäre eine Präsenzveranstaltung höchstwahrscheinlich ausgefallen. Für den 19. Oktober 2021 ist der zweite Fachtag geplant - wenn möglich als Präsenzveranstaltung. (gro)