„Rund dreißig Grundstücke für weitere Flüchtlings-Unterkünfte“
Erzbischof Stephan Burger hat am Freitag (17.Oktober) die Landeserstaufnahme-Einrichtung (LEA) für Flüchtlinge und Asylsuchende in Karlsruhe besucht. Er informierte sich dort über die aktuelle Situation, sprach mit Flüchtlingen sowie mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Caritas und Diakonie. Mehr als 1.000 Menschen aus 30 Nationen leben in dieser Einrichtung in Karlsruhe für ein bis zwei Monate auf engem Raum zusammen, bevor sie für das restliche Asylverfahren in dezentrale Unterkünfte im Land geschickt werden. Der Caritasverband Karlsruhe, das Diakonische Werk Karlsruhe und der von Ehrenamtlichen getragene "Freundeskreis Asyl" bieten auf dem Gelände eine unabhängige Beratung an - die täglichen Sprechstunden in zwei karg eingerichteten Büroräumen sind meist überfüllt.
"Viele Immobilien der Kirche bereits als Wohnheime genutzt"
Wie Erzbischof Burger erklärte, wird das Erzbistum Freiburg seine Hilfen für Flüchtlinge in den kommenden Monaten weiter verstärken. Zudem werden die Städte, Landkreise und Regierungspräsidien bei ihrer Suche nach weiteren Unterbringungs-Möglichkeiten unterstützt. So haben Bau- und Immobilienexperten des Erzbistums rund dreißig kircheneigene Grundstücke in Städten und Gemeinden herausgesucht, die als Standorte für Flüchtlings-Unterkünfte denkbar wären. Wie das Erzbischöfliche Ordinariat Freiburg am Freitag dazu weiter mitteilte, sind im Erzbistum inzwischen rund zwanzig Kirchen-Immobilien als Flüchtlings-Unterkünfte im Einsatz - zum Beispiel ein ehemaliges Schwesternwohnheim in Breisach, ein mehrgeschossiges Wohnhaus in Freiburg, Teile des ehemaligen Spätberufenen-Seminars St. Pirmin in Sasbach bei Achern sowie zahlreiche Pfarrhäuser und frühere Schwesternhäuser.
Caritas: Große Bereitschaft zum Engagement in Gemeinden
Hinzu kommt das Engagement der Caritas - zum Beispiel in der Sozialberatung in den Gemeinschafts-Unterkünften. Mehr als zwanzig Caritasverbände engagieren sich über Projektarbeit speziell für Flüchtlinge: auch durch Schwangeren-Beratung, in den Tafelläden, im Caritas-Sozialdienst (CSD) und über Flüchtlings-Sozialarbeit. So sind die Caritasverbände über die Migrationsdienste, die Flüchtlingssozialarbeit und die Gemeindecaritas auch in Zusammenarbeit mit den Pfarrgemeinden aktiv, in denen sich viele Ehrenamtliche intensiv für die Flüchtlinge vor Ort engagieren. Es gibt nach Angaben des Diözesancaritasverbandes aktuell eine sehr große Bereitschaft, zu helfen: "Viele Menschen treten an Kirche und Caritas heran. Es gilt, diese Hilfsbereitschaft zu unterstützen." Für die oft schwierige Arbeit mit Flüchtlingen müssten auch Ehrenamtliche (z. B. in ihrer interkulturellen Kompetenz und Sensibilität) geschult und aktiv begleitet werden, um Flüchtlingen auf Augenhöhe zu begegnen, die vielfältigen Erscheinungsformen traumatischer Belastungen zu erkennen und einen angemessenen Umgang damit zu finden. Auf diese Weise wollen Caritas und Kirche auch eine Verbindung zu Menschen herstellen, die verängstigt sind und eher Mühe haben, sich Menschen aus anderen Kulturen zu öffnen. So wirken engagierte Ehrenamtliche als Multiplikatoren in die Gesellschaft, helfen der Akzeptanz von Menschen mit Migrationshintergrund insgesamt und stärken so den sozialen Zusammenhalt.
Wohngruppen und Bildung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge
Die Caritas kümmert sich auch um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Das Christophorus-Jugendwerk (CJW) in Breisach hat eine Vielzahl von Angeboten entwickelt, um eine individuelle und bedarfsgerechte Hilfe anbieten zu können. Da die Zahl minderjähriger Flüchtlinge weiter zunimmt, werden auch die Angebote weiterentwickelt und ausgebaut. So gibt es ein "Inobhutnahme- und Clearingzentrum Haus Christoph" mit einem vorübergehenden Betreuungs- und Wohnangebot mit bis zu 16 Plätzen, Bereitschaftspflegestellen und spezialisierte Wohngruppen - in Oberrimsingen, Freiburg und Breisach. Da Bildung ein wichtiger Schlüssel zur Integration in Deutschland ist, versucht das CJW, bereits drei Tage nach Aufnahme junger Menschen ein Bildungsangebot zu machen. Ziel ist der Erwerb eines deutschen Bildungsabschlusses. Um dies zu ermöglichen, kooperieren private und öffentliche Schulen. (pef)