Freiburg/Stuttgart, 3. Mai 2019 - Nach den Ausgaben für das Wohnen stellt die Mobilität den größten Kostenpunkt für Familien in Baden-Württemberg dar. Während einkommensarme Familien im Durchschnitt etwa 2.500 Euro im Jahr dafür aufwenden, sind es im mittleren Einkommensbereich bereits 5.800 Euro und bei einkommensreichen Familien mehr als 15.000 Euro pro Jahr. Mangelnde Mobilität führt dazu, dass Geringverdiener, Auszubildende, alte Menschen mit einer schmalen Rente oder Erwerbslose mit kleinem Einkommen ausgegrenzt werden. Darauf macht die Caritas Baden-Württemberg im Vorfeld der Kommunalwahlen am 26. Mai aufmerksam. "Wer nicht mobil ist, weil er sich die Monatskarte für Bus oder Straßenbahn nicht leisten kann geschweige denn ein eigenes Auto, dem ist der Weg zu einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz vielfach ebenso versperrt wie der Besuch eines Arztes. Mobilität ist heute eine wichtige Voraussetzung, damit Menschen am politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Stadt", unterstreichen die Caritasdirektorinnen Mathea Schneider (Freiburg) und Dr. Annette Holuscha-Uhlenbrock (Stuttgart).
Die Caritas sieht vor allem die Kommunen am Zug, mit gezielten Maßnahmen besonders im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) die Anbindung für arme Haushalte zu verbessern und damit auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken. Damit Mobilität für einkommensschwache Personenkreise erschwinglich ist, plädiert die Caritas unter anderem für Sozialtarife in den kommunalen Verkehrsverbünden. Auch die notwendige Schülerbeförderung müsse grundsätzlich kostenlos sein, da diese Fahrtkosten für arme Familien einen erheblich Kostenfaktor darstellen. Zudem fordert die Caritas aus Gründen der Fairness ein "AZUBI-Ticket" analog zum Studi-Ticket: Denn während Studierende im Südwesten in der Regel stark vergünstigte regionale oder sogar landesweite Tickets erhalten können, sind viele Auszubildende auf das Jobticket verwiesen, das deutlich mehr kostet.
Damit Menschen im Alter mobil bleiben können, braucht es aus Sicht der Caritas auch in Regionen mit Abwanderung ein Grundangebot an öffentlichen Verkehrsmitteln. Um den ÖPNV unkompliziert nutzen können, schlägt der Wohlfahrtsverband vor, Angebote zu entwickeln, die ältere Menschen bei der Nutzung der Verkehrsmittel unterstützen.
Jede Kommune gestaltet mit ihren Entscheidungen ganz erheblich mit, wie der Alltag der Bevölkerung vor Ort aussieht. Dies betrifft etwa die Frage, ob morgen genügend Wohnraum für Familien oder Betreuungsplätze für Senioren vorhanden sind. Daher ruft die Caritas dazu auf, sich bei den Kommunalwahlen in Baden-Württemberg am 26. Mai 2019 zu beteiligen. Als gesellschaftspolitischer Akteur und Anwalt von benachteiligten Menschen informiert die Caritas Baden-Württemberg auf der Internetseite www.caritas-waehlt.de über die Bedeutung der Kommunalpolitik für die soziale Sicherung und bringt ihre Positionen ein.